Wie geht es nach einem Rennunfall weiter? Die Reparatur des AVIA Clio in drei Wochen


Das Qualifying zum vierten Lauf der VLN Langstreckenmeisterschaft am 13. August wurde mit roter Flagge bereits nach knapp 15 Minuten abgebrochen. Grund war ein Unfall im Abschnitt Kesselchen/Klostertal, in den vier Fahrzeuge verwickelt waren. Eines davon war der AVIA Clio, betreut vom Team aufkleben.de mit Michael Bohrer am Steuer. Wir verfolgten die Reparatur bis zum kompletten Wiederaufbau rechtzeitig zum fünften VLN Lauf.

Wie kam es zu dem Unfall?

Michael Bohrer schildert seine Sicht: „Wir hatten nach dem 24h-Rennen beim Renault Clio RS eine neue Ausbaustufe, welche sich absolut rentiert hat. Das Auto lief schon am Freitag megagut. Somit bin ich sofort mit Beginn des Qualifyings auf die Besichtigungsrunde, um eventuellen Gelbphasen in der schnellen Runde zu entgehen. Der Plan, den das Team gemeinsam beschlossen hat, ging soweit auch auf, so dass ich wenige Sekunden nach Freigabe der Zeitnahme über die Startlinie kam. Natürlich hatten einige auch schnellere Autos, dieselbe Strategie, so dass es doch schon recht viel Verkehr auf der Nordschleife gab.“

Bohrer weiter: „Ich war sehr schnell, aber sicher und entspannt unterwegs und ging sogar mit höherem Tempo als gewohnt ins Kesselchen. Dort in der schnellen Linkskurve kam ich ohne Vorankündigung auf irgendwas Schmieriges, im selben Moment rutschte Fiedel Leib im Mühlner-Porsche direkt vor mir in die Leitplanke. Dieser kreuzte die Fahrbahn von rechts nach links und ich versuchte zu bremsen, um eine Kollision zu vermeiden. Der racing one Ferrari vor mir verzögerte noch stärker als ich, somit musste ich nach rechts über die Wiese ausweichen. Dort jedoch stand bereits der verunfallte BMW M4 GT4 mit Thorsten Wolter. Dem M4 konnte ich noch ausweichen, jedoch traf mich Fiedel als er auf die rechte Streckenseite zurückgeworfen wurde, ihm konnte ich nicht mehr ausweichen. So standen wir bereits beschädigt an der Unfallstelle als der Porsche Cayman von PIXUM Adrenalin „angeflogen“ kam und uns alle Drei traf. Der Schaden an den Fahrzeugen war stark, zum guten Glück war kein Pilot verletzt worden. Das Rennen war jedoch für uns gelaufen noch bevor es begann. Für das Team tat es mir extrem leid nach so viel Mühe nach dem 24h-Rennen. Es wäre sicher eine tolle Platzierung drin gewesen – sollte aber nicht sein. Es war leider eine Verkettung von unglücklichen Umständen, die jederzeit passieren können und für die letztendlich keiner etwas dafür kann. Nun heißt es wieder Kopf hoch, nach vorne schauen und auf ein Neues alles geben.“

Die Bergung und Instandsetzung der Leitplankenschäden sorgte im Nachgang für eine lange Verzögerung und ein kürzeres Qualifying. Selbst die Renndistanz wurde von vier Stunden auf 3 Stunden 30 Minuten verkürzt.

 

Wie ging es weiter?

Gerrit Holthaus, Besitzer und Stammpilot des AVIA Clios, begutachtete mit Teamchef und Fahrerkollege Stephan Epp und Michael Bohrer die Schäden gleich nach dem Abladen. Sofort war klar, dass eine notdürftige Reparatur vor Ort keinesfalls möglich war und somit das Wochenende gelaufen ist. Holthaus kümmerte sich dann in den folgenden Tagen um die Schadensanalyse und Demontage des „Patienten“.

Gerrit Holthaus Diagnose war ernüchternd: „Am AVIA Clio war die Seitenwand hinten links stark und hinten rechts leicht beschädigt, dafür die Längsträger rechts auch. Die Stoßstange vorne und der Kotflügel vorne rechts waren Schrott, weiterhin die gesamte Bremsanlage mit Sattel und Scheibe. Auch der Wasserkühler war unbrauchbar. Letztendlich musste die gesamte Vorder- und Hinterachse getauscht werden. Auch ein Loch in der Carbontüre benötigte eine aufwändige Reparatur.“

 

Wer hat dann geholfen?

Nachdem das Team das Auto soweit demontiert hatte, ging es zum Karosseriebauer, um entsprechende Schäden wieder in Stand zu setzen. Bereits zwei Tage später konnte der Clio dann zu Louis Walter nach Erndtebrück. Walter betreut das Fahrzeug schon seit Jahren und kennt jeden Millimeter des Rennwagens. Dort wurde fachmännisch und akribisch alles ersetzt was beschädigt wurde und der Clio wieder als Ganzes zusammengebaut. Quasi rennbereit war das Auto somit etwa zwei Wochen nach dem Unfall.

 

Was kostet so ein Unfall?

Teamchef und Stammpilot Stephan Epp, welcher auch die finale Folierung des AVIA Clios rasch erledigte, zieht Bilanz: „Die Entscheidung so früh auf eine schnelle Runde zu gehen traf das Team gemeinsam, auch unter möglichem Wetterwechsel, um eine gute Zeit früh zu setzen. Die Onboard-Videos welche wir sichteten zeigten schnell, dass es aus der Unfallsituation kein Entkommen bzw. falsch oder richtig Handeln gab. So schnell entscheiden und reagieren ist unmöglich. Eine unglückliche Verkettung von Umständen die umgangssprachlich als „Rennunfall“ bezeichnet wird.“

Der Wuppertaler führt weiter aus: „So wie das Team gemeinsam Entscheidungen trifft, so haben wir auch den Wiederaufbau zusammen gemeistert. Das macht uns als Mannschaft aus und schweißt uns zusammen. Eine Versicherung in dem Sinne gibt es nicht, somit werden die Kosten auch auf alle Schultern verteilt. Eine genaue Summe kann und möchte ich nicht nennen, die liegt aber im fünfstelligen Bereich. Wir haben, bildlich gesprochen, zack mal die Kosten eines Kleinwagens in die Unfallreparatur eines Kleinwagens gesteckt. Nun hoffen wir natürlich, dass wir alle Rennen schadenfrei überstehen, denn der Motor nach dem 24h-Rennen Ausfall und der heftige Unfall haben das knappe Saisonbudget nun fast aufgefressen. Wir gehen nun allerdings mit gewohnter Frische, Freude und Motivation zum 6h-Rennen um hoffentlich die H2-Klasse zu rocken und Meisterschaftspunkte zu sammeln. Es sind noch fünf Rennen, somit fünf „Schüsse“ welche alle sitzen müssen – das ist ganz klar unser Ziel!“

Michael Bohrer fügt abschließend noch hinzu: „Wie Stephan es sagt, wir haben das Ziel dadurch nicht aus den Augen verloren und alle kämpfen weiter, um am Saisonende ganz oben zu stehen. Es ist fantastisch zu sehen was man für ein starkes und tolles Team im Rücken hat und wie wir durch Zusammenhalt den Spirit eines „Breitensport Teams“ in der VLN Langstreckenmeisterschaft leben und erleben.“

Der AVIA Clio wird am 03. August 2019 beim ROWE 6h ADAC Ruhr-Pokal-Rennen starten. Der fünfte Lauf der VLN Langstreckenmeisterschaft gilt als Saisonhöhepunkt und bietet zwei Stunden längere Rennaction auf der 24,358 Kilometer langen Streckenvariante aus Kurzanbindung und der legendären Nordschleife.

 

Fotogalerie: Die Reperatur in Bildern

 

 

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News: 24H Nürburgring & VLN
Deutsche AVIA Mineralöl-GmbH