Sommer Grand Prix Klingenthal – Der Finale Nachbericht


Ein bisschen Galgenhumor machte sich am Mittag vor dem finalen Sprunglauf der Sommer-Grand-Prix-Serie in Klingenthal breit. Ein Zuschauer fragte in die Runde: „Wasser-Skispringen hatten wir doch schon im Sommer im Freibad“, sagte er in Anspielung an eine mittlerweile zur Tradition gewordenen Gaudi-Veranstaltung im sächsischen Musikwinkel und blickte dabei gen Himmel. Der hatte seine Schleusen schon am Vortag zur Qualifikation geöffnet. Doch Regen hält wahre Skispringer nicht von ihren mutigen Luftsprüngen ab. Bei Wind ist es schon anders. Und der pfiff am Tag darauf so durch die Vogtland-Arena, dass sich Skispringer Richard Freitag bei der Ankunft an der Schanze im falschen Film wähnte: „Ich dachte, heute wird das hier nichts mit Skispringen, da können wir maximal Drachen steigen lassen.“

Am Ende wurde der elfte Grand-Prix auf Matten in Klingenthal zu einer echten Geduldsprobe. Bereits 2018 musste wegen des wechselnden und zu starken Windes das Finale – damals auch als Premiere für die Damen anvisiert – ausfallen.  Sollte das den rührigen Organisatoren um Alexander Ziron erneut wiederfahren?

Nachdem der Probesprung abgesagt wurde und alle auf die prognostizierte Wetterberuhigung hofften, ging es 17 Uhr tatsächlich los. Aufgrund des begrenzten Fernsehzeitfensters einigte man sich gleich auf nur einen Wertungssprung, der dann nach 71 Minuten mit Anze Lanisek auch einen glücklichen Sieger hervorbrachte. „Du kannst dich am Schanzentisch nur rauswuchten und hoffen, dass der Wind aus der richtigen Richtung kommt“, skizzierte Richard Freitag die Herangehensweise der Ski-Adler. In jedem Fall gehört bei starken Aufwinden auch viel Überwindung dazu, genauso risikovoll wie bei gleichbleibenden Verhältnissen oder gar keinem Wind zu springen. Dem Lokalmatador gelang dies solide. Mit Rang 15 lag der Sachse allerdings wie alle deutschen Skispringer etwas weg von den Podestplätzen. Hinterzarten-Sieger Karl Geiger bewies mit Rang zehn, dass er in diesem Sommer unter dem neuen Bundestrainer Stefan Horngacher der beste deutsche Skispringer gewesen ist.

Bei Weltmeister Markus Eisenbichler (Rang 24) hat sich nach den Mammuterfolgen des Vorwinters offenbar ein mentales Problem aufgetan. Horngacher stellte eklatante Unterschiede zwischen Trainings- und Wettkampsprüngen fest. „Klar ist es so, dass es bei solchen Erfolgen eine Veränderung gibt. Wir werden mit ihm sprechen, damit wir ihn stressfrei in den Weltcup bekommen“, erklärte Horngacher mit Blick auf den Weltcupstart Ende November in Wisla.

Ein bisschen Glück gehörte also dazu in der Vogtland-Arena, um auf dieser achten Sommerstation geehrt zu werden. Anze Lanisek hatte dies, zeigte aber auch beeindruckend die slowenische Flugschule. Mit 139,5 Metern lag der Triumphator zwar etliche Meter hinter Marius Lindvik, der mit 148,0 Metern zu einem sagenhaften Schanzenrekord segelte. Weil der Aufwind aber so stark blies wie bei keinem anderen, kassierte der 21-jährige Norweger 20,7 Punkte Abzug. Rang zwei vor Piotr Zyla aus Polen ließ den Wikinger dennoch guten Mutes in die Wintervorbereitung starten. Auch der Tagesfünfte Dawid Kubacki packte zufrieden seine sieben Sachen am Schwarzberg zusammen. Der Pole fing in der Gesamtwertung noch den Japaner Yukiya Sato ab und holte sich mit elf Zählern Vorsprung den Sommertitel.

Die größte Trophäe hatten sich an diesem Tag allerdings  3000 unerschütterliche Fans verdient. Sie harrten von 12 bis 17 Uhr bei Wind und Regen in der vagen Hoffnung aus, dass irgendwann mal ein Springer über den Bakken gehen kann. Sie wurden am Ende belohnt, auch weil die siebenköpfige Jury mit Borek Sedlak an der Ampel ganze Arbeit leistete und die unterschiedlichen Winde so gut wie möglich mit der Starterlaubnis der Springer managte.  OK-Chef Alexander Ziron war jedenfalls erleichtert, dass letztlich eine Ergebnisliste gedruckt werden konnte: „Die Jury hatte immer die Sicherheit der Springer im Auge.  Ich bin froh, dass wir alles so durchbekommen haben. Tiefen Respekt vor unseren Fans. Sie haben mit ihrem Durchhaltevermögen gezeigt, dass wir das beste Publikum der Welt haben“, sagte Ziron, der sich auch über die Unterstützung von AVIA als Premiumsponsor der Veranstaltung  freute.

Dass der sportliche Wert etwas unter den miesen Bedingungen litt, darüber gab es keine zwei Meinungen:  Altmeister Simon Ammann wirkte dennoch tiefenentspannt:  „Es war vertretbar, dass gesprungen wurde, aber Windglück gehörte schon dazu“, sagte der Schweizer nach Platz 35.

Einen Rang dahinter landete Martin Hamann. Das von AVIA unterstützte Sprungtalent aus Sachsen erlebt seine erste Saison, in der er sich mit dem A-Nationalteam auf einen Winter vorbereitet. „Da oben ist die Luft schon dünner. Alles geht einen Schritt schneller. Es zählt nur der Sieg“, beschrieb der 22-Jährige die Herausforderung. Er wird im kommenden Winter noch genügend Chancen bekommen, sich zu beweisen. So auch am 3. Advent beim Weltcup erneut in der Vogtland-Arena. Dann vielleicht mal zur Abwechslung bei Sonne und Windstille?

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News: Wintersport
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