Wir werden zur Tournee nicht die Topfavoriten sein

Mit den Siegen von Anze Lanisek und David Kubacki sowie Österreich im Mixedteamspringen sind am Wochenende die Weltcups in Titisee-Neustadt über die Bühne gegangen. Bei den Damen landete Katharina Althaus auf Platz eins des Einzelwettbewerbs. Unser Experte Gerd Siegmund hat das Geschehen im Schwarzwald live verfolgt. AVIA fragte beim ehemaligen Weltcupsieger nach. AVIA-Experte Gerd Siegmund nach dem Heimweltcup in Titisee-Neustadt:


Mit den Siegen von Anze Lanisek und David Kubacki sowie Österreich im Mixedteamspringen sind am Wochenende die Weltcups in Titisee-Neustadt über die Bühne gegangen. Bei den Damen landete Katharina Althaus auf Platz eins des Einzelwettbewerbs. Unser Experte Gerd Siegmund hat das Geschehen im Schwarzwald live verfolgt. AVIA fragte beim ehemaligen Weltcupsieger nach.

AVIA: Hallo Gerd, am kommenden Wochenende steigt die Generalprobe der Vierschanzentournee in Engelberg, in gut zwei Wochen beginnt das traditionelle Spektakel zur Jahreswende. Würdest Du auf den ersten deutschen Tourneesieg 21 Jahre nach Sven Hannawald wetten?

Gerd Siegmund: Na zum Glück wette ich nicht. Aber nach den bisherigen Eindrücken werden wir nicht als Topfavoriten in die Tournee starten. Und das muss auch gar nicht schlecht sein, wenn nicht schon vorher diskutiert wird, wer denn von den Deutschen die Tournee gewinnt. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es nicht so einfach ist, mit dem Gelben Trikot zur Tournee anzureisen und dann die großen Erwartungen vor vielen Zuschauern zu erfüllen.

AVIA: Wie siehst Du die deutschen Ski-Adler insgesamt nach der dritten Weltcupstation?

Gerd Siegmund: Es geht auf alle Fälle in die richtige Richtung. Titisee-Neustadt war ein ganz wichtiges Wochenende für die Deutschen, und da beziehe ich die deutschen Damen, mit Katharina Althaus und Selina Freitag an der Spitze, mit ein. Karl Geiger hat mit Platz drei und fünf gezeigt, dass mit ihm wieder zu rechnen ist. Bei Markus Eisenbichler muss man noch ein bisschen abwarten. Er hatte wegen seiner Verletzung im Herbst eine Krafttrainingsphase eingebaut. Das sind jetzt sicher noch nicht seine Topsprünge, da fehlt noch der Fluss im Absprung und Übergang. Aber der Weg stimmt.

AVIA: Trifft das aus Deiner Sicht auch auf die Athleten hinter Geiger und Eisenbichler zu?

Gerd Siegmund: Ja. Ich fand Stephan Leyhe verbessert. Auch Constantin Schmid hatte mit Platz sieben sein Erfolgserlebnis. Andreas Wellinger wird auch wieder nach vorn kommen, wenn die Fußproblematik nach dem Sturz aufgearbeitet ist und er in der Anfahrtsgeschwindigkeit wieder etwas zulegen kann. Pius Paschke springt beständig um die Top 15. Das kann sich mannschaftlich sehen lassen.

AVIA: Ähnliches könntest Du sicher auch über das polnische Team sagen. Mit einem Unterschied: Fliegt Dawid Kubacki derzeit in seiner eigenen Liga?

Gerd Siegmund: Ja, er ragt aus einer starken Mannschaft noch heraus. Man sieht, dass sich seine optimierte Flughaltung mit der Rundung im Oberkörper auszahlt. Die Luftströmung ist besser, das hat er sich in Schweden im Windkanal, in dem ohne Ski getestet wird, erarbeitet und auf der Schanze sehr gut umgesetzt. Das war am Sonntag schon eine Demonstration. Als Sommerkönig hatte sich das bereits angedeutet. Ich hoffe aber, dass die Konkurrenz jetzt nicht in Ehrfurcht erstarrt.

AVIA: Noch ein Wort zum Veranstalter, Gerd. Nach außen wirkte alles sehr professionell und Zuschauer waren auch eine ganze Menge da. Wie hast Du das Wochenende im Schwarzwald erlebt?

Gerd Siegmund: Dem Veranstalter kann man nur ein Kompliment machen. Bis zum Donnerstag war es dort noch ziemlich warm dort. Dann haben Kälte und Schneefall geholfen, das über den Sommer angelegte Schneedepot anzureichern und die Hochfirstschanze gut zu präparieren. Ohne diese 4000 Kubikmeter Altschnee hätte es nicht funktioniert. Man sieht, wie wichtig das heutzutage ist. Und Fans waren viele da, Samstag 3000, Sonntag 6000 – natürlich auch dank unserer polnischen Freunde.

AVIA: Danke Gerd, für das Gespräch!

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News: Wintersport
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