Ein ungewöhnliches Radsportjahr 2020

Von Corona, Weltmeistern, digitalen Teamtreffen und Zwift. Wie geht es den Radsportlern von AVIA racing? Hat Corona über die Saison Spuren hinterlassen? Wir haben nachgefragt und das Team erneut zum Videointerview getroffen. AVIA im Gespräch mit Florian Vickus, Max Göke, David Nothnagel, Marius Samson, Julius Molinski, Joshua Dohmen und Andreas Mehdorn.


AVIA: Jungs, die Saison 2020 ist vorbei, das Wintertraining gestartet und Corona hat Deutschland derzeit fest im Griff. Seid Ihr alle gesund durch das Jahr gekommen?

Max: Die Stimmung im Team ist trotz Corona weiterhin positiv und wir sind nicht nur aus radsportlicher Sicht gut durch das Jahr gekommen. Es gab keine Stürze, wir tauschen uns regelmäßig aus und trainieren – vor allem online – viel zusammen.

AVIA: Greift Ihr für 2021 bereits jetzt schon wieder an?

Max: Nach der Saison ist vor der Saison. Auch wenn wir natürlich nicht wissen, wie das Jahr 2021 durch Corona beeinflusst wird, bereiten wir uns auf alle Eventualitäten vor. Da das Radfahren auch ohne Rennen ein erfüllender Sport ist, ändert sich bei unserer Vorbereitung auf die kommende Saison wenig. Seit November trainieren wir langsam aufbauend – nicht nur auf dem Rad: Laufen und Krafttraining gehören ebenso dazu. Ab Januar werden dann die langen Grundlagenausdauereinheiten gefahren. Im März stehen dann härtere Intervalle auf dem Programm.

AVIA: Wie lief Euer Wettkampfjahr? Habt Ihr Ergebnisse einfahren können?

Fynn: Das Wettkampfjahr war natürlich ganz anders als sonst: Normale Wettkämpfe haben kaum stattgefunden, sodass wir einen Großteil unserer Rennen online auf der Plattform Zwift bestritten haben. Dennoch gab es über den Sommer einige wenige Straßenradrennen unter sehr strengen Corona-Auflagen. Aufgrund der verminderten Startplätze konnten wir leider nicht in voller Mannschaftsstärke auftreten, sodass die sehr guten Ergebnisse leider ausblieben. 

Julius: *lacht* Aber digital waren wir dafür häufig ganz vorne dabei.

AVIA: Das macht sicherlich die Übung. Ihr habt berichtet, dass Ihr die GCA Liga gefahren seid. Wir haben gesehen, dass der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) mit dem GCA-Cup erneut eine Rennserie gestartet hat. Was verbirgt sich dahinter?

Florian: Genau. Ab Januar startet der BDR auch wieder die Liga. Da sind wir natürlich am Start! Den GCA Cup kann man als monatliche Vorbereitungs-Serie der Liga betrachten. Es werden jeweils 4 Rennen in den virtuellen Welten von Zwift gefahren, von denen die besten drei Ergebnisse in die Monatswertung kommen. Unser bestes Ergebnis war bisher ein dritter Platz. 

Max: Momentan sind wir natürlich noch nicht in Topform, da wir uns mitten in der Winterpause befinden. Der GCA-Cup bietet dabei eine gute Gelegenheit, die Rennform herauszukitzeln, damit wir bei der Liga in guter Verfassung am Start stehen.

AVIA: Mit Jason Osborne stellt Deutschland auch den ersten E-Cycling Weltmeister überhaupt. Habt Ihr das Rennen verfolgt?

Joshua: Das Rennen wurde auf Eurosport live übertragen. Wir haben vor dem Bildschirm richtig mitgefiebert! Die Wettkämpfe im E-Cycling sind wesentlich kürzer als klassische Rennen, d.h. die ganze Zeit über werden Attacken gefahren und es passiert immer wieder etwas Unvorhergesehenes.  

AVIA: Digitalisierung ist 2020 das Stichwort. Ihr habt auch Euer Teamtreffen digital veranstaltet, richtig?

David: Richtig. Nachdem unser Jahresauftakt-Treffen schon ausfallen musste, sollte uns das nicht ein weiteres Mal passieren. Rückblickend lässt sich sagen, dass es ein rundum gelungener Tag war. Zur Kommunikation haben wir auf Discord – eine kostenfreie Software – zurückgegriffen. Per Webcam hatten wir uns stets im Blick, und so fühlte sich das Event wie ein echtes Teamereignis an. 

AVIA: Das interessiert uns genauer. Was habt Ihr gemacht?

Fynn: Nach einem digitalen Jahresrückblick, bei dem auch jeder Fahrer seine Saison Revue passieren ließ, starteten wir anschließend ein kleines Teambuilding-Event. Dazu lösten wir in zwei Gruppen schwierige Rätsel in einem online Escape-Room und hatten sehr viel Spaß. Die gemeinsame Trainingsausfahrt in der Zwift-Welt Watopia durfte natürlich nicht fehlen. 

Julius: Dabei haben wir natürlich auch ein kleines internes E-Rennen veranstaltet.

AVIA: Wer hat schlussendlich gewonnen?

Florian: Tobias. Er hat aktuell einfach den größten Motor und war am Ende zurecht ganz vorne. Ein guter Abschluss der Saison auf jeden Fall. Das hat richtig Spaß gemacht, auch wenn es natürlich hart ist.

David: Zudem sieht man durch einen ablaufenden Timer exakt, wie viel Zeit bis zum Start bleibt. 

Marius: Stimmt. Das führt dann bei dem ein oder anderen schon mal zu Schweißausbrüchen, wenn dann ein unerwartetes Softwareupdate nicht so schnell fertig ist wie erhofft. Da kann man auch schnell mal den Start verpassen.

AVIA: Und wahrscheinlich auf der Strecke bleiben. Leider musste mit Rad am Ring auch eines Eurer Hauptziele als Team abgesagt werden. Dennoch habt Ihr beim Teamtreffen im Sommer ordentlich Kilometer um den Ring abgespult. Was war der Hintergrund?

Andreas: Mit dem Teamtreffen wollten wir unbedingt das Teamgefühl bei allen Fahrern aufrechterhalten. Denn aufgrund der vielen Rennabsagen haben wir uns ja nicht wie üblich auf den Rennen gesehen. Daher haben wir die zwei Tage in der Eifel genutzt, um etwas von dem Teamgefühl zurückzuholen. Dazu gehörten die gemeinsamen Touren durch die Eifel genauso wie das gemütliche Zusammensitzen im schönen Vorhof des Agnesenhofs. Dass uns AVIA in dieser Situation weiter unterstützt und das Treffen möglich gemacht hat, ist ein großartiges Signal an das gesamte Team. So war das letzte Juli-Wochenende für alle Beteiligten wieder ein Highlight in einem verrückten Jahr 2020 – auch ohne Radrennen am Nürburgring. Wenn es die Umstände zulassen, würden wir uns 2021 aber natürlichen lieber wieder mit anderen Teams auf der Nordschleife messen.

AVIA: Ihr seid auch dieses Jahr auf Rädern von Thompson unterwegs gewesen. Material ist bekanntlich ein großes Thema für jeden Radsportler. Gibt es schon konkrete Pläne für 2021? Gerade Scheibenbremsen und elektronische Schaltungen sind vom Markt ja kaum mehr wegzudenken.

Joshua: Wir freuen uns sehr darüber ankündigen zu dürfen, dass wir auch nächstes Jahr wieder mit Rennrädern von Thompson aus Belgien unterwegs sein werden. Die Räder sind mit einer elektronischen Schaltung ausgestattet, komplett aus Carbon gefertigt und dementsprechend sehr leicht. Ein besonderer Dank geht an die Firma Schulte und Söhne aus Linz, die uns mit ihrer Werkstatt hervorragend unterstützen. 

AVIA: Für die Statistiker: Wie viele Kilometer habt Ihr 2020 gesammelt?

Florian: In Summe sind wir etwas mehr als 110.000 km gefahren. Dabei trainieren natürlich einige etwas mehr oder weniger als andere.

AVIA: Wagen wir einen Blick voraus. Mit den Kilometern in den Beinen habt Ihr ordentlich Grundlage geschaffen. Es soll 2021 eine deutsche Kriteriumsmeisterschaft geben. Sehen wir unsere Farben dort?

Florian: Das ist neben Rad am Ring eines unserer Ziele. Wir sind als Amateurteam klar den heimatnahen Kriterien und Rundstreckenrennen verschrieben. Wenn wir lokal an einem solchen Event teilnehmen können, machen wir das natürlich. Da freut es uns umso mehr, dass mit Mainz Ebersheim ein naher Verein Interesse angemeldet hat. Gerade in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gibt es starke Teams, die ein solches Event zur Herausforderung werden lassen, das ist uns bewusst. Ebenso, dass die Konkurrenz nicht kleiner wird.

AVIA: Eher sogar größer. Der Radsport scheint zu boomen. Beobachtet Ihr das auch?

Max: Radsport macht einfach tierisch viel Spaß! In meinem Heimatverein, dem RSC Eifelland Mayen, bemerkt man diesen Boom ganz besonders. Wir haben erst gestern eine virtuelle Clubmeisterschaft veranstaltet, bei der 20 Vereinsmitglieder am Start standen. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die Rennen, bei denen wir hauptsächlich teilnehmen, immer weniger werden. In meiner Jugend gab es im Umkreis von einer Stunde Anfahrt im Jahr über 10 Rennen. Jetzt sind es noch zwei… Ich wünsche mir sehr, dass sich zukünftig mehr Vereine und vor allem auch mehr Sportler und Ehrenamtler dazu bereit erklären, eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen.

David: Hier in Bonn macht es sich der Boom ebenfalls bemerkbar – sicherlich auch, weil der städtische Verein gute Arbeit macht. Die ehrenamtliche Vereinsarbeit ist für unseren Sport essentiell; wir hoffen, dass alle Clubs gut durch die Pandemie kommen.

AVIA: Abschließende Frage: Bleiben alle Fahrer an Bord?

Andreas: Ja, wir sind über die Jahre zu einer eingespielten Truppe geworden und das Teamgefüge stimmt einfach. Daher sehen wir alle Fahrer aus dem 2020er Kader auch in dioesem Jahr wieder.

AVIA: Vielen Dank und bleibt gesund! Und liebe Leser und Leserinnen: Passt weiterhin auf euch auf!

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News: Radsport
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