Hut ab, Stephan Leyhe!

Auftakt nach Maß für Karl Geiger beim Weltcup in Nischni Tagil: Platz eins und zwei ließen den Oberstdorfer bei bestem Winterwetter im Ural jubeln. Der Allgäuer reist im Gelben Trikot des Weltcupführenden auf der zweiten Station in Ruka/Finnland an. AVIA-Skisprungexperte Gerd Sieg-mund sind aber noch mehr Dinge positiv aufgefallen als ein strahlender „Karle“ Geiger.


AVIA: Hallo Gerd. Spielst Du eigentlich Lotto? Deine Prognosen vor dem Weltcupauftakt in Russland sind ziemlich gut aufgegangen…

Gerd Siegmund: Dafür werde ich ja auch bezahlt... Aber Spaß beiseite. Insgesamt finde ich es äußerst erfreulich, wie die Saison in einer weißen Winterwelt gestartet ist. Alle Springen haben stattgefunden, trotz nicht einfachen Windverhältnissen. Das hat oben im Anlauf schon ziemlich gepfiffen. Die Schanze ist aber durch das Windsegel gut geschützt. Für diese Bedingungen fand ich die Leistungen insgesamt beeindruckend. Die Athleten besitzen die Fähigkeit und inzwischen auch das entsprechende Material, um diese Verhältnisse zu meistern. Vor 20 Jahren hätte dieses Springen wahrscheinlich nicht stattfinden können.

AVIA: Nun wissen alle Springer, wo sie zu Beginn des Olympiawinters stehen. Hat Dich etwas überrascht?

Gerd Siegmund: Wenn es eine kleine Überraschung gab, dann die, dass insgesamt das Team Polen nicht mehr in dieser Breite überzeugte wie in den letzten Jahren. Ich habe fast nur Kamil Stoch gesehen, der was retten kann. Da muss noch einiges passieren. Denn die polnischen Medien werden nicht lange fackeln und mit Kritik sparen, sollte diese Skisprungnation nicht bald ein anderes Bild abgeben als in Nischni Tagil.

AVIA: Da winkt doch unser Bundestrainer momentan auf der Sonnenseite des Lebens seine Springer ab…

AVIA: Wenn du einen stabilen Podestspringer hast wie Karl Geiger, dann hast du erst mal Ruhe. Und nicht nur Karl Geiger möchte ich erwähnen: Alle Springer im Team von Stefan Horngacher haben gepunktet. Das gibt sicher viel Selbstvertrauen. Mit Freude habe ich vor allem den beherzten Auftritt von Stephan Leyhe verfolgt. Nach dieser schweren Verletzung und einem Jahr Weltcuppause bei diesen schwierigen Windverhältnissen mit zwei Top-15-Plätzen zurückzukommen, ist aller Ehren wert. Hut ab, Stephan!

AVIA: Wie bewertest Du die Disqualifikation von Ryoyu Kobayashi am zweiten Tag?

Gerd Siegmund: Also das würde ich jetzt mal nicht überbewerten. Der Japaner an sich ist nicht dafür bekannt, häufig disqualifiziert zu werden. Aber jeder versucht natürlich, die Grenze beim Material auszuloten. Ich habe nichts Auffälliges an seinem Anzug entdecken können, sehe das eher mal als Missgeschick an. Ich glaube auch nicht, dass es ihn aus der Bahn werfen wird.

AVIA: Und weil es vor Nischni Tagil so gut geklappt hat, Gerd: Was erwartest Du nun am Polarkreis in Ruka?

Gerd Siegmund: Die Schanze ist noch ein bisschen größer, also eine Fliegerschanze. Winden kann es dort ebenso. Aber auch in Ruka wird sich zeigen: Wer jetzt schon eine gute Form aufweist, meistert diese Herausforderung am besten. Ich bin also zuversichtlich, dass Karl Geiger sein Gelbes Trikot verteidigen wird.

AVIA: Danke für das Gespräch!

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