Dreimal Podest kann kein Zufall sein

Zwei Siege, einmal auf dem Siegertreppchen: So wie Ryoyu Kobayashi kann man beim Heim-Weltcup in Sapporo schon mal in die Weltelite der Skispringer zurückkehren. Warum mit dem Japaner wieder zu rechnen ist und was für das kommende Skiflug-Wochenende am Kulm zu erwarten ist, erzählt unser Skisprungexperte Gerd Siegmund im Interview.


AVIA: Hallo Gerd. Haben wir bei den Weltcupspringen in Sapporo die Wiederauferstehung von Ryoyu Kobayashi gesehen?

 Gerd Siegmund: Genau das ist die spannende Frage vor dem Skifliegen am Kulm. Nach drei Springen auf seiner Hausschanze in Sapporo wäre ich erst mal noch vorsichtig mit einer Aussage, ob Kobayashi tatsächlich zurück ist. Ich gehe aber davon aus, dass die Japaner, die den Weltcup in Zakopane ausgelassen und daheim trainiert haben, am Material getüftelt und schon das eine oder andere optimiert haben.

AVIA: Hast Du etwas entdecken können, was er verändert hat?

Gerd Siegmund: Zu Saisonbeginn hat ihm etwas der Kraftimpuls beim Absprung gefehlt. In Sapporo ist der Anlauf auch nicht so lang, die Schanze kommt – vor allem bei Aufwind wie am Sonntag – fast schon an kleine Flugschanze heran. Und gut fliegen konnte er schon immer. Also dreimal auf dem Podest kann kein Zufall sein. Mit ihm ist wieder zu rechnen.

AVIA: Wie lautet Deine Einschätzung zu den deutschen Ski-Adlern?

Gerd Siegmund: Bis auf Andreas Wellinger, den ich da mal ausklammern würde, hat sich in Japan das gezeigt, was uns schon den ganzen Winter beschäftigt: die fehlende Stabilität. Das beste Beispiel ist Markus Eisenbichler. Am Samstag verpasst er den zweiten Durchgang, einen Tag später wird er Dritter. Ich bin froh, dass er mit dem Erfolgserlebnis aus Sapporo rausgeht. Zum Fliegen brauchst Du vor allem Selbstvertrauen.

AVIA: Dann erwartest Du einen sehr gut fliegenden Wellinger am Kulm?

Gerd Siegmund: Vielleicht kommt das Skifliegen für ihn gerade zur richtigen Zeit. Wenn man beständig in die Top Ten kommt, ist der Weg nicht mehr so weit, auch mal unter den besten drei zu landen. Die Luftfahrt ist beim Fliegen doppelt so lang, da kann man auch speziell mal was ausprobieren. Bei Andreas Wellinger bin ich guter Dinge.

AVIA: Wen siehst Du im Duell um die Weltcupgesamtsieg auf der Flugschanze im Vorteil – Dawid Kubacki oder Halvor Egner Granerud?

Gerd Siegmund: Da bin ich beim Norweger, zumindest von der Papierform hat er mehr Stärken beim Skifliegen. Aber auch Kubacki konnte schon zeigen, dass er – wenn er schnell in die Flugposition kommt – auch fliegen kann. Ich freue mich auf das Wochenende. Die Fans machen in Bad Mitterndorf immer eine tolle Stimmung. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Fluidum auch den Lokalhelden Stefan Kraft beflügeln kann.

AVIA: Danke fürs Gespräch. 

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