Wellinger: Wieder rauf auf die Erfolgswelle

Nach Platz eins und zwei beim Weltcup in Lake Placid (USA) trägt die deutsche Hoffnung für die WM in Planica einen Namen: Andreas Wellinger. Der Bayer vom SC Ruhpolding trat in Übersee die Nachfolge von André Kiesewetter an. Der Thüringer hatte im Dezember 1990 den letzten Weltcup auf der Schanze im Bundesstaat New York gewonnen. Der Wahl-Thüringer Gerd Siegmund beobachtete gut 32 Jahre später die Rückkehr des Sprungzirkus‘ nach Lake Placid. Im Interview mit AVIA spricht er auch über das neue Wettkampformat des Superteamevents.


AVIA: Hallo Gerd, beginnen wir mit dem Erfreulichen. Deine Prognose, dass der Podestplatz bei Andreas Wellinger nur eine Frage der Zeit ist, hat sich bewahrheitet. Gehört er jetzt zu Deinen Topfavoriten für die WM in Planica?

Gerd Siegmund: Ich würde jetzt nicht gleich mit Superlativen um mich werfen. Aber es freut mich natürlich gewaltig für ihn. Andi verkörpert ja auch diese Geschichte mit seinem Kreuzbandriss und dem beschwerlichen Weg zurück. Ich weiß nicht, ob es überhaupt schon mal einem Springer nach dieser schweren Verletzung gelungen ist, auf Platz eins zurückzukehren. Also Hut ab, dafür! Und zwei Wochen vor der WM ist das natürlich ein idealer Zeitpunkt.

AVIA: Wie schätzt Du den Auftritt von Wellingers Teamkollegen ein?

Gerd Siegmund: Bei Karl Geiger geht es in die richtige Richtung. Gerade sein zweiter Sprung am Sonntag kann auch mal eine Initialzündung für die nächsten Wochen bedeuten. Und diesen Sprung hat er sich hart erarbeitet, der fällt nicht einfach so vom Himmel. 

AVIA: Steht Dein WM-Team schon vor dem abschließenden Weltcup in Rasnov fest?

Gerd Siegmund: Alle Nationen, auch Bundestrainer Stefan Horngacher, halten sich bei der Besetzung für die Springen in Rumänien zurück. Ich denke, dass der eine oder andere Topspringer auf die Reise zugunsten einer WM-Vorbereitung verzichten wird. Meiner Ansicht nach sind die fünf deutschen Springer für Planica klar: Neben Wellinger und Geiger sollten dies Markus Eisenbichler, Stephan Leyhe und Philipp Raimund sein.

AVIA: In Rasnov steht erneut ein Superteamevent an. Das Format, bei dem zwei Springer pro Nation drei Wettkampfdurchgänge absolvieren, feierte in Lake Placid seine Premiere. Was hältst Du davon?

Gerd Siegmund: Wenn ich ehrlich bin, da schwingt schon etwas Skepsis mit. Die starken Nationen setzen sich am Ende genauso durch, auch wenn die schwächeren Länder ein paar Weltcuppunkte abfassen. So viel Neues konnte ich nicht entdecken. Und bei nur zwei Springern pro Team schauen eben auch immer einige Topathleten zu. Aber das ist meine persönliche Meinung. Bei den proppenvollen Sportwochenenden besteht zudem die Gefahr, dass die TV-Sender den ersten Durchgang nicht übertragen. 

AVIA: Wie fandest Du generell die Rückkehr des Weltcups nach Lake Placid?

Gerd Siegmund: Es ist immer schön, wenn eine Sportart weltweit stattfindet, möglichst in vielen Ländern und auf mehreren Kontinenten Skispringen präsentiert wird, es überall Fans gibt. Die Stimmung ist in Lake Placid, auch dank zahlreicher Anhänger aus Polen, sehr gut gewesen. Deshalb war es eine gelungene Sache, aber zuweilen natürlich auch eine windige Angelegenheit. Gerade für den Standort mitten auf dem Berg werden Windnetze auf Dauer nötig sein. Aber man darf nicht vergessen: Lake Placid ist für Iron Mountain eingesprungen, weil der Ort den Weltcup finanziell nicht stemmen konnte. Da kann man nicht gleich alles abverlangen.

AVIA: Danke fürs Gespräch.

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