Erstes Podest für Polen und die Norweger sind zurück


Zwei gebeutelte Nationen haben sich am windigen Weltcupwochenende in Lahti zurückgemeldet. Die Einzelsiege gingen aber mit Lovro Kos und Jan Hörl an Slowenien und Österreich. AVIA hat bei Skisprungexperte Gerd Siegmund nachgefragt. 

AVIA: Hallo Gerd, auf den TV-Bildern sah es ziemlich windig in Lahti aus. Du warst vor Ort, was kannst Du den Fans erzählen?

Gerd Siegmund: Ja, obwohl das Netz an der Schanze riesig ist, hat das diesmal nicht so viel bewirkt, denn der Wind kam aus Richtung der Stadt und damit von vorn. Dagegen ist dann keine Schanze geschützt. Also musste man schon zur richtigen Zeit springen und dann aber auch jeweils den guten Sprung machen. Da gibt es eben immer Gewinner und Verlierer. Und der große Verlierer hieß am Freitag leider Stefan Kraft.

AVIA: Also trifft den derzeit weltbesten Skispringer gar keine Schuld für das Verpassen des Finales?

Gerd Siegmund: Nein, er ist in eine Böe reingesprungen. Zum Glück ging alles gut und er ist nicht zu Sturz gekommen. Ryoyu Kobayashi und Andreas Wellinger konnten zwar den Abstand im Weltcup auf ihn verkürzen. Ich glaube dennoch, dass es nicht mehr extrem spannend wird in dieser Wertung. Der ,Krafti‘ hat noch 196 und 284 Zähler Vorsprung auf die Genannten, er wird sich das nicht mehr nehmen lassen. 

AVIA: Was fandest Du noch bemerkenswert bei den Salpausselkä-Skispielen?

Gerd Siegmund: Wir haben das erste Weltcuppodest von Aleksander Zniszczol und damit das erste in diesem Winter für Polen gesehen. Zniszczol hat sich so ein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk gemacht. Er wird am 8. März 30 Jahre alt. Der Erfolg ist auch ganz wichtig für diese große Springernation. Dawid Kubacki hat derweil in Eisenerz trainiert und wird sicher zur Raw-Air-Tournee zurückkehren. Da ist schon noch was von den Polen zu erwarten am Saisonende.

AVIA: So wie von den Norwegern bei den kommenden Heimspringen?

Gerd Siegmund: Klares ja. Es war auffällig, dass sie nun auch wieder in der Breite vorn mitmischen, was sich mit dem Sieg im Team und guten Einzelplatzierungen gezeigt hat. Das war nicht nur Glück, da ist viel Können dabei gewesen. Die Frage ist, ob den Norwegern der kurze steile Anlauf in Lahti entgegenkam. Oder ob sie trotz der Querelen mit Cheftrainer Alex Stöckl jetzt irgendwie den Schlüssel gefunden haben. Ich denke, bei der Raw-Air-Tournee wird das Thema mit dem Cheftrainer wieder viel diskutiert. Ich hoffe, dass es zu einer Lösung kommt, bei der sich danach alle in die Augen schauen können.

AVIA: Im deutschen Lager schauen die Fans weiter vor allem auf Andreas Wellinger. Oder kommt da noch was hinterher?

Gerd Siegmund: Das wird schwierig. Das Reglement erlaubt es auch nicht, während der Raw-Air-Tournee zu tauschen. Pius Paschke ist im letzten Springen unter die Top Ten gekommen, das war sehr gut. Karl Geiger sucht dagegen weiter seine Form. Ich denke, Platz drei im Team ist schon das Optimum, was derzeit mannschaftlich drin ist.

AVIA: Noch ein Wort zu den Frauen?

Gerd Siegmund: Sportlich gibt es kaum Bewegung. Die in der Saison bisher Besten sind auch in Lahti wieder vorn gewesen. Was man künftig besser machen kann, ist, dass die Damen nur ein Springen hatten. Klar ist das in Verbindung mit Langlauf und Kombination in Lahti nicht so einfach zu koordinieren. Aber der Aufwand ist schon groß für nur einen Wettbewerb.

AVIA: Dafür gibt es nach dem Skifliegen in Vikersund nun noch ein Nachholspringen am darauffolgenden Donnerstag in Planica. Was hältst Du davon?

Gerd Siegmund: Ein schönes Skifliegen wäre ein tolles Highlight als Saisonfinale gewesen. Startberechtigt sind diesmal in Vikersund die 15 Besten im Gesamtweltcup nach Trondheim sowie bis zu fünf weitere, die unter den Top 15 der Raw-Air-Wertung liegen. Also das verspricht Spannung und Emotionen vom Feinsten.  Ich weiß nicht, ob sich der Weltverband mit Planica im Anschluss da einen Gefallen getan hat.

AVIA: Danke fürs Gespräch.

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News: Wintersport
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