Bei den Flugkünstlern aus Slowenien kehrt der Spaß zurück

Mit der ersten WM-Medaille überhaupt für Kanada durch die neue Titelträgerin Alexandria Loutitt sowie mit zweimal Gold für Slowenien endete die erste Weltmeisterschaft in Planica. Timi Zajc triumphierte zunächst im Einzel von der Großschanze und führte dann auch sein Team zur Goldmedaille. Ganz nah dran im Tal der Schanzen war unser Skisprungexperte Gerd Siegmund. Er erklärt uns, warum die deutschen Ski-Adler auf der Großschanze nicht so gut fliegen wie auf der kleinen Anlage.


AVIA: Hallo Gerd, Rang fünf durch Markus Eisenbichler im Einzel und die gleiche Platzierung im Team – wie beurteilst Du das Abschneiden der Deutschen auf der Großschanze?

Gerd Siegmund: Ja, schade, aber es ist uns doch letztlich aufgezeigt worden, dass wir flugtechnisch in diesem Winter nicht auf diesem ganz hohen Niveau mithalten können. Die kleine Schanze hat das ein bisschen zugedeckt. Da kommt es mehr auf den Absprung und Übergang in die Flugphase an. Aber auf der Großschanze hat sich dann gezeigt, dass wir nicht einfach die ganze Saison auf den Kopf stellen können. Deutschland ist im Weltcup in der Nationenwertung Fünfter, dort haben wir uns dann eben auch eingeordnet.

AVIA: Was macht ein Timi Zajc, was machen die Slowenen flugtechnisch besser?

Gerd Siegmund: Wenn man sich ein Flugbild von Timi Zajc ansieht, dann erkennt man an seiner Skiführung, dass sie planer ist als bei uns. Das System ist stimmig mit allen anderen Komponenten wie Anzug, Technik, Schuhe, Bindung usw. Aber so etwas hinzubekommen, geht nicht von einem Sprung auf den anderen. Das muss man herausfinden und sich erarbeiten, sich herantasten, und das hat das deutsche Team auch gemacht. Zumindest in Einzelsprüngen sieht man das.

AVIA: Heiß diskutiert wurde im Teamwettbewerb die Gateverkürzung durch Bundestrainer Stefan Horngacher bei Markus Eisenbichler, die am Ende um einen halben Meter ins Leere lief. Wie ist Deine Meinung dazu?

Gerd Siegmund: Deutschland ist Titelverteidiger gewesen, hat entsprechend alles versucht. Dass es in der Umsetzung ein bisschen holprig zuging, hat in der ersten Enttäuschung zu dem einen oder anderen Satz geführt, der sicher nicht so gemeint war. Klar kann man sagen, die Punktgutschrift hat nicht funktioniert, deshalb hat man sich verzockt. Aber das sehe ich nicht ganz so. In der Situation Risiko zu gehen, war aus meiner Sicht okay.

AVIA: Wenigstens konnten die WM-Gastgeber von sich sagen: Ende gut, alles gut!

Gerd Siegmund: Mich hat es gefreut, dass Slowenien zweimal Gold geholt hat. Die Stimmung war auch in der zweiten Woche deutlich besser. Insgesamt hat sich wieder mal gezeigt: Der schier unschlagbare Mann im Gelben Trikot (Halvor Egner Granerud/Anm. d. Red.) kann in den Einzelspringen auch leer ausgehen. Das macht es so spannend. Und das weckt Vorfreude auf die Raw-Air-Tournee. Am Wochenende geht es in Oslo los, es folgen zwei Springen in Lillehammer und zum Abschluss das Fliegen in Vikersund. Trondheim ist noch nicht dabei. Die WM-Schanzen für 2025 sind zwar fertig, aber drumherum wird noch gebaut.

AVIA: In Vikersund ist dann erstmals offiziell ein Skifliegen für die Damen im Programm. Wie siehst Du die Entwicklung im Frauenskispringen?

Gerd Siegmund: Sehr positiv. Man kann den Frauen um Katharina Althaus nur ein Kompliment machen. Mit der Kanadierin, die vom Kärtner Janko Zwitter trainiert wird, hat es eine schöne Überraschung bei der WM gegeben. Und für Maren Lundby habe ich mich auch gefreut. Sie hatte im Olympiawinter wegen Gewichtsproblemen ausgesetzt, was sicher nicht einfach war. Jetzt kehrt sie mit WM-Silber heim. Eine schöne Geschichte.

AVIA: Danke fürs Gespräch.

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